Reise in der Ukraine
Seit 2016 bin ich dank des Schweizer Vereins "haliciana Schola Cantorum" mehrmals in die Ukraine gereist, um dort Orgel zu spielen und zu unterrichten. Bei dieser Gelegenheit habe ich vor allem die Westukraine gesehen, aber auch Kyiv und Kharkiv, bis die Grenzen im Februar 2020 wegen Covid geschlossen wurden.
Seit April 2022 unterstützt unsere Organisation eine Musikschule, um die Kinder vor Bomben zu schützen, und wir versorgen ein Krankenhaus mit medizinischem Material. Wir planen die Einrichtung eines Musikzimmers mit Instrumenten in einer Primarschule in einem Dorf in der Nähe von Chernovograd.
Ukraine - Januar 2020
Ein letztes Konzert vor Corona gab ich im Januar 2020 in der Westukraine, diesmal in einem Dorf, aus dem der künstlerische Leiter unseres Vereins, Bortschowitschi, stammt. Da Weihnachten in der katholischen Kirche des griechischen Ritus am 6. Januar gefeiert wird, haben wir ein Weihnachtskonzert mit dem Tenor Mykola Tetiuk gegeben, bei dem wir deutsche, französische und ukrainische Weihnachtslieder gemischt haben. Das Publikum genoss diesen Moment und die Entdeckung der französischen Weihnachtslieder sehr. Zu Beginn des Konzerts begrüßte der Bürgermeister das Publikum und den Metropoliten von Lemberg. Wir alle fühlten uns durch seine Anwesenheit sehr geehrt.
Ukraine - April 2019
Im Rahmen der Frankophonie-Tage haben die Schweizer und die Französische Botschaft ein Kulturprogramm vorbereitet, das unter anderem unser Projekt beinhaltete. Ich hatte das Vergnügen, ein außergewöhnliches Orgelprogramm zu präsentieren, das das Publikum fesselte. Ich spielte Werke von Komponisten aus der Schweiz, Kanada, Frankreich, Marokko und Belgien, darunter Meisterwerke von E. Satie, A. Honegger und O. Messiaen. Währenddessen rezitierte Emmanuel Pleintel Gedichte und setzte sie szenisch um, was unserer Darbietung eine theatralische Dimension verlieh. Wir hatten nach literarischen und musikalischen Werken aus möglichst vielen frankophonen Ländern gesucht. Unser Publikum bestand aus Schülern und Abonnenten, die eineinhalb Stunden aufmerksam zuhörten. Das hat mich besonders beeindruckt, denn in Westeuropa dauern Konzerte für Schüler normalerweise höchstens 45 Minuten. Es war ein denkwürdiger Moment, und ich bin dankbar, dass ich zu diesem Ereignis beitragen konnte, indem ich ein so vielfältiges Repertoire in Zusammenarbeit mit einem so talentierten Künstler wie Emmanuel Pleintel präsentierte. Wir hatten die Gelegenheit, dieses Programm in Lemberg, Tschernowitz und Charkow aufzuführen.
Ukraine - August 2017
Programm
Am Donnerstag 17.08, habe ich mein aller erstes Masterclass gegeben, mit 6 tolles OrganistInnen. Thema war: Orgelrepertoire vor Bach.
Am 19.08, habe ich in der Dominikanerskirche ein Orgelrezital in Rahmen des Mozartlviv festivals gespielt. Es war sehr besetzt, circa 300 Zuhörer glaube ich. Hierunter, eine paar Bildeindrücke.
Ich danke sehr herzlich die Haliciana Schola Cantorum (Ivan Dukhnych) für die Organisation, Unterkunft, Masterclass usw., Mozart lvivfestival Team für die Werbung und mit-organisation und die Journalisten von Moderato
MozArt Festival, August 2017
Das MozArt Festival Lemberg, das diesen August zum ersten Mal stattfand, wurde von Oksana Lyniv, Chefdirigentin der Grazer Oper und der Grazer Philharmonie, ins Leben gerufen. Das Festival mit Konzerten und Opernaufführungen, Meisterkursen und Workshops sowie wissenschaftlichen Vorträgen und Kunstaustellungen beabsichtigte, ein vielschichtiges Publikum anzusprechen. Wie auch die HSC ist das MozArt Festival daran
interessiert, neue Kooperationswege auf Plakat des MozArt Festivals mit HSC-Logo unten
kultureller Ebene zwischen der Ukraine und bei den Partnerinstitutionen. Europa zu finden und junge Talente mit bekannten Meistern künstlerisch zusammenzubringen, um das Erbe der
klassischen Musik weiterzutragen. Eine Kooperation zwischen dem MozArt Festival und der HSC lag deshalb nahe. Die Organisatoren des MozArt Festivals wurden auf die HSC aufmerksam aufgrund eines Vortrags über F.X.
Mozart, den die HSC im November 2016 veranstaltete, und kurz darauf erfolgte die Einladung zur Zusammenarbeit.
Am Festival wurde die HSC vertreten durch die Organistin Aurore Baal, die ein Konzert in der Dominikanerkirche auf der HSC Orgel spielte, und durch die Musikwissenschaftlerin Angelika Moths, die einen Vortrag über Joseph Elsner Joseph Elsner auf einer alten deutschen und seine Oper «Amazonki» hielt.
Die Teilnahme der HSC am MozArt Festival hat wesentlich zur öffentlichen Wahrnehmung der HSC
als angesehene Organisation mit hoher Fachkompetenz beigetragen. Ein ganz herzliches
Dankeschön an Aurore und Angelika für Euren Einsatz!
Aurore Baal hat einen ausführlichen Bericht geschrieben, der mit seinen vielen Anekdoten einen
lebhaften Einblick in die Überraschungen und Unwegsamkeiten gibt, die sich hinter dem Glanz
einer Aufführung verbergen können.
«Am 16. August kam ich nach einer Zwischenlandung in Kiew in Lemberg pünktlich an. Wie das
letzte Mal empfing mich Ivan am Flughafen, was ein wirklicher Trost ist, wenn man die Sprache
nicht kennt und die Schrift nicht lesen kann. Ich hatte im Flugzeug ein französisches Paar
kennengelernt, das nun am Flughafen recht verloren herumstand. Als ich Ivan sah, dachte ich, wir
könnten sie doch im Taxi mitnehmen! Ivan hat sofort akzeptiert und ihnen auch ein paar Tipps,
was sie in Lemberg sich anschauen sollten, gegeben. Es stellte sich heraus, dass die Frau mit 9
Jahren mit der Familie aus einem Dorf in der Region um Ternopil nach Frankreich ausgereist war
und sich auf einer Reise zu ihrer Kindheit befand. Heute lebt die Frau in der Region von Lille, wo
auch zwei meiner Schwestern wohnen. Die beiden konnten nur wenig russisch, aber in der
ukrainischen Küche kannten sie sich noch sehr gut aus wegen der Kochkunst ihrer Mutter. Das war
eine unerwartete, berührende Begegnung!
Am 17. August war eine Orgel-Meisterklasse der HSC (unabhängig vom MozArt Festival) geplant.
Erst am Abend zuvor wurde klar, dass es 6 Organistinnen sein würden. Das hat mich sehr gefreut,
da ich von Frankreich her gewohnt bin, dass das Orgelspiel eine Männerdomäne ist. Eine der
Teilnehmerinnen hat eine Anstellung im Lemberger Orgelsaal, wo sie fast jeden Tag ein Konzert
gibt! Es ist wahrscheinlich viel Arbeit, wenn man unterschiedliche Programme vorstellen will. Die
anderen kamen aus Kiew und sind eigens mit dem Zug 470 Kilometer gefahren. Zur Einführung
ging ich in einem Vortrag auf die Frage ein, warum es interessant sei, die Musik aus der Zeit vor
Bach zu spielen. Mit grosser Begeisterung, sich diesem Repertoire zu widmen, begannen wir drei
Stücke aus dem Clavierbüchein Willhelm Friedemann Bachs zu besprechen. Darin sind alle
stilistischen Elemente klar beschrieben und auch zu hören. Ich gewann den Eindruck, dass in der
Ukraine Improvisation und Generalbass kaum entwickelt sind, so dass nur wenige die Harmonien
in einem Stück rasch erfassen und in eine Variation umsetzen können. Ich habe deshalb ein
Experiment gemacht und liess jeweils zwei Organistinnen gleichzeitig spielen, wobei die eine nur
mit der linken, die andere nur mit der rechten Hand spielte. Alle waren interessiert und haben
viele Fragen gestellt.
Am 18. August war geplant, dass ich am Vormittag in der Dominikanerkirche proben sollte. Es war
alles eigenartig, wie in einem Roman. Zuerst kam Ivan zu der HSC-Wohnung, bisher war alles okay!
Dann habe ich mit den Frauen (Mutter von Ivan, Angelika, Studentin) ein Frühstück eingenommen,
während die Männer sich mühten, die Orgel zu verladen. Dann wurde ich von Ivan aus der Küche
gerufen und wir sind zum Lastwagen geeilt. Kaum, dass wir vorne beim Fahrer Platz genommen
hatten, hörten wir ein “Krack”. Wie wir später sahen, war es die Orgelbank, deren Fuss beschädigt
war. Ivan hat so schnell es ging von der Organistin des Orgelsaals eine Ersatzbank ausgeliehen.
Zur selben Zeit wurde vor der Kirche ein alter Markt (mit Gemüse, Kleidung, Fleisch) als Kulisse für
einen Film aufgestellt. Die Organisatoren haben eigens wegen uns mit dem Filmen gewartet, denn
ein Teil der Strasse musste geräumt sein, damit ein Loch in die Pflasterstrasse gemacht werden
konnte. Unser Lastwagen hätte dann dort nicht mehr fahren können! Ivan hatte an alles gedacht
und sich mit dem Filmteam arrangiert! Dennoch mussten wir entfernter parkieren als geplant und
so hatten die Möbelpacker eine rechte Arbeit mit der Orgel.
Ein Toningenieur hatte schon angefangen sich in der Kirche für die Konzerte des MozArt Festivals
einzurichten und dabei ein paar Probleme gehabt, sodass mein Übetermin auf 12 Uhr verschoben
wurde. Ich habe deshalb einfach meine Noten durchgeschaut und gut mental geübt. Nach einer
Pizza mit Ivan gingen wir zurück zur Kirche, wo auch noch eine unserer Organistinnen aus Kiew ein
Stück von Buxtehude vorspielte. Nach einigen wenigen Hinweisen rückte auch schon ein Orchester
zur Probe an und beendete so unseren improvisierten Unterricht.
Mit den Teilnehmern der Meisterklasse wollten wir natürlich auch ein wenig von der Stadt sehen
und haben dabei das Museum für Ethnographie besichtigt. In seinen Ursprüngen ist es das älteste
Museum in der Ukraine, es entstand 1951 durch den Zusammenschluss des Industrie Museums (gegründet in 1874) mit dem Museum Taras Shevchenko des Wissenschaftlichen Vereins (1895). Ich war überrascht, eine grosse Sammlung mit Uhren des 18. Und 19. Jahrhunderts dort zu sehen, die vor allem aus der Schweiz und Frankreich sowie aus Russland stammten. Auch die anderen
Ausstellungsteile haben mich sehr beeindruckt. Die Sammlung historischer Musikinstrumente weckte natürlich unser Interesse und so fragten wir, ob man darauf spielen
dürfe, was uns heftig verwehrt wurde. Mich hat diese Antwort ausserordentlich überrascht. In Frankreich lässt man dies in den Museen sehr gerne zu, auch wenn dazu eine gute Portion Bürokratie nötig ist. Hier dagegen war die Das Ethnographiemuseum Antwort sehr klar negativ.
Am Abend gab es das erste Konzert des MozArt Festivals mit Werken von Mozarts Sohn, Franz Xaver, der eine Weile in Lemberg gelebt hatte. Ivan hatte für mich und Angelika Einladungen zum Apéro erhalten. Dort gab es einige interessante Begegnungen mit der Dirigentin Oksana Lyniv und verschiedenen anderen Musikern sowie dem Bischof, der ausgezeichnet Deutsch sprach, und seinem Stellvertreter, der sehr gut italienisch konnte.
Am 19. August sind wir am Vormittag mit Ivan schnell durch die vom MozArt Festival organisierte Ausstellung über Franz Xaver Mozart und seine Zeit gegangen. Es war sehr spannend für Ivan dort eine Geige zu sehen, die Franz Xaver Mozart bisweilen wohl gespielt hatte. Mit einem Toningenieur mussten für mein Konzert noch einige Dinge ausprobiert werden und ich konnte noch ein wenig üben. Ich war etwas müde aber zum Glück waren alle sehr geduldig mit mir! Schliesslich durfte ich noch zwei Teilnehmerinnen des Kurses aussuchen – Olena und Olena! – die mir registrierten und blätterten, eine für die Alte Musik und eine für die Meisterwerke von Mozart. So konnte jede einen Teil des Konzerts in Ruhe hören. Schliesslich war dann mein Konzert. Es gab etwa 400 Zuhörer. Zwar kamen viele Touristen nur kurz herein, aber bei denen die blieben, insbesondere in den vorderen Reihen, war eine grosse
Aufmerksamkeit zu spüren, obwohl das Konzert 1 Stunde 30 dauerte! Dies war sehr angenehm.
Nach dem Konzert, ging ich mit den Teilnehmerinnen des Meisterkurses, einem Journalisten des
Senders Moderato und mit Ivan in ein Café, wo noch viele Ideen über Projekte und Orgeln in Kiew
ausgetauscht wurden. Es war sehr entspannt und interessant bis zum Schluss. Ivan und ich liessen
dann in einem bulgarischen Restaurant den Abend ausklingen. Es ist ein toller Moment, wenn man
sich entspannt nach der Arbeit austauschen kann.
Bemerkung: Es wäre toll, wenn Ivan die Zeit hätte, mit den Studenten in Lemberg, die Grundlagen
des Generalbasses und der Harmonielehre zu unterrichten, denn diese Fächer sind für das
Verständnis der alten Musik unabdingbar.
Herzlichen Dank an alle, die mir diese spannende Reise ermöglicht haben! Ich nenne niemanden, so kann ich niemandem vergessen!"
Artikel über das Konzert - MozartLviv Festival 2017
Artikel-Konzert-Mozartlviv_festival.docxUkraine - Juli 2016
Ich habe im 2016 zwei Konzerte gespielt. Am 15. und am 17 Juli. Sie waren organisiert von der Haliciana Schola Cantorum und vom Collegium Musicum
Am 15.07, war das Konzert mit Orchester. Als Eröffnung habe ich ein Händel Orgelkonzert (der Kukuk und die Nachtigall) auf der elektronischen Orgel von der Haliciana Schola Cantorum gespielt. Dann hat das Orchester ein Fagottkonzert von Vivaldi gespielt und im Anschluss gabs ein Geigensolo. Schliesslich durfte ich mit dem Praeludium und fuga in a-moll von J.S. Bach das Konzert beenden. Es gab viele Leute. Video vom Konzert
Am 17.07, habe ich ein Orgelrezital mit französischer Musik gespielt. Ich hatte ein Programm das durch die Epochen des Fr. Repertoire führte. Von 1550 bis heute (ein Werk von Hector Cornilleau und ein Werk von mir selbst). Es gibt ein Link zum Radiobroadcast, aber die Qualität ist nicht ideal. Das Signal wurde direkt von der Orgel ohne Akustik aufgenommen.
Hier sehen Sie das TV-Interview am 15.07.